Totul bine!

Zum zweiten Mal sind wir nach Rumänien eingeladen, diesmal nach Brașov/Kronstadt, und wie 2012  streifen wir wieder staunend durch eine zugleich fremde und doch irgendwie vertraute Stadt. 'Unter fremden Augen' hieß der Blogpost damals (7.August 2012) - und 'bine' ist eines der ersten Worte, das wir diesmal aufschnappen: gut, OK, jawohl.
Inzwischen hat das Land einen deutschstämmigen Staatspräsidenten, Klaus Johannis, den früheren Bürgermeister von Sibiu/Hermannstadt, und gleich der erste Rumäne, den wir kennenlernen, sagt: 'Wäre Johannis nicht gewählt worden, ich wäre ausgewandert.' Der rumänische Staatspräsident hat ähnliche Machtbefugnisse wie der französische, und wieder sind wir mit der Wertschätzung angeblich typisch deutscher Tugenden konfrontiert, hören, dass die Auswanderung der deutschstämmigen Bevölkerung bedauert wird.
Wir spielen auf Deutsch, für Kindergarten- und Schulkinder. In der Stadt gibt es kaum noch Deutschstämmige - es sind rumänische Kinder. Wir erfahren, dass viele Kinder hier Deutsch lernen, in Mittel- und Oberschicht sei das sehr verbreitet - als eine Investition in die Zukunft. Historischen Ressentiments begegnen wir nicht. Nun, die Zeit ist auch kurz. 
Ernst kommen uns viele Menschen vor, manche auch verschlossen, in Restaurants und Cafés darf geraucht werden (man hat schon fast vergessen, wie das ist) und Händeschütteln scheint überall dazuzugehören. Verfall und aufwändige Restaurierung liegen oft Haus an Haus nebeneinander, die Namen der Ladenketten und die Artikel im Regal sind meist die gleichen wie bei uns. In manchen Straßen fühlt man sich wie in Lutz , der fiktiven Stadt aus dem Film 'Grand Budapest Hotel'. Die vollständig erhaltene Altstadt zieht im Sommer viele Touristen an, Schloss Bran, dem Graf Dracula angedichtet wird, liegt nicht weit. Aber noch ist Vorfrühling, klingend läuft das Tauwasser von den Dachrinnen durch die Fallrohre hinab, ein Klang, der uns auf Schritt und Tritt begleitet. Einmal mehr stellen wir fest, wie viel von einem Land erfährt, wer es nicht als Tourist bereist, sondern dort zu tun hat, und sind darum dankbar für unseren Beruf. Bine!

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