Gastspiel in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien)
Die Welt ist für uns wieder ein Stück größer geworden. Auf Einladung der Deutschen Gesellschaft e.V. reisten wir zu einem Gastspiel nach Siebenbürgen. Mit dem Flugzeug sind es keine 2 Stunden von München aus, und doch landet man in einer anderen Welt. Oder einer anderen Zeit: Die deutsche Vergangenheit der Stadt ist überall spürbar, die Augen von Hermannstadt (so heißen die runden Dachfenster-Gauben) haben einen stets im Blick. Es mutet doch irgendwie seltsam an, als ausländischer Gast willkommen geheißen und plötzlich mit deutschen Tugenden konfrontiert und identifiziert zu werden, positiv, wohlgemerkt.
Aber ob das auch zukunftsweisend ist? Nach den großen Auswanderungswellen der deutschen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten erscheint das zunächst fraglich.Doch wir konnten Hammersdorf - Zentrum für Umweltbildung und Jugendarbeit besuchen, ein Projekt der Evangelischen Kirche vor Ort, das mit viel Initiativkraft und mit internationaler Unterstützung im Aufbau begriffen ist. Wir waren zu Gast im Casa Calfelor, der Herberge der Wandergesellen, die 2002 begründet wurde und seitdem ein Treffpunkt für fahrende Handwerker aus Deutschland, der Schweiz und aus Frankreich ist. Wir haben für sie gespielt und erzählt ('Ein Mensch ohne Handwerk ist dem Tode nahe') und durften - dankenswerterweise! - Einblicke in ihr Denken und Tun nehmen. Noch einmal eine faszinierend andere Welt, obwohl wir doch ein paar Gemeinsamkeiten zu erkennen glaubten.Was bleibt von diesen brütendheißen Tagen? Der kleinen Tochter des Stadtpfarrers konnten wir zeigen, wie man aus einem A4-Blatt ein Büchlein faltet. Die Handwerker haben uns beigebracht, wie man einen Meterstab mit einem gezielten Schlag zu einem siebenzackigen Stern verformt. Vielleicht wird dieser Stern irgendwann einmal über einem neuen Stück aufgehen, vielleicht tragen wir ihn sogar dorthin zurück, vielleicht begegnen wir uns wieder - in dieser weiter gewordenen Welt.
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