Alles wird gut?

Den Märchen wird ja gern nachgesagt, dass sie wirklichkeitsfern sind, indem sie eine heile Welt abbilden. Meist im gleichen Atemzug wird dann noch die Grausamkeit 'der Märchen' beklagt. Ja, was denn nun? Heile Welt oder Grausamkeit? Man weiß oft nicht, worauf man zuerst antworten soll - und meist will das Gegenüber auch gar keine Antworten hören.
Der Begriff  'Heile Welt' enstammt  einem Gedicht von Werner Bergengruen (1892-1964), deutete im ursprünglichen Sinnzusammenhang auf etwas ganz anderes, mutierte dann aber zu einem kulturideologischen Abgrenzungsbegriff.
Zur Grausamkeit im Märchen ist schon so viel gesagt worden. Die Geschichten wären jedenfalls nicht wie sie sind, wenn sie so nicht ein menschliches Grundbedürfnis erfüllen würden. Dazu gehört etwa der Wunsch nach Heilung, nach Erlösung, nach einem glaubhaft guten Ausgang - und das um so mehr, je größer zuvor die geschilderte Not war. Und je vertrauter uns diese Not erscheint, desto tröstlicher kann für uns dann die Geschichte werden.
In der Vorweihnachtszeit - so kann man sagen - treten diese Grundbedürfnisse oft deutlicher zutage als sonst. Weihnachten selbst spielt ja in Märchen praktisch keine Rolle, aber wir versuchen, mit einem kleinen Programm diesen Wünschen entgegenzukommen, mit einer Auswahl pur erzählter sowie theatralisierter/illustrierter Geschichten. Dazu gehört auch das schwedische Märchen vom Landarzt, der von einem kleine Jungen zum Krankenbesuch abgeholt wird, mit einem Schlitten, dem ein Elch forgespannt ist. Tiefer Schnee, Wölfe, Winternacht, ein todkrankes Mädchen, verzweifelte Eltern ... alles ist da, was für eine gute Geschichte erforderlich ist.

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