Kammer-Spiele

Kurz nach der Papier.Krieg-Premiere ergab sich ganz unverhofft noch eine Vorstellung in privatem Rahmen - in einem Wohnzimmer in München-Schwabing. Der persönliche Charakter der neuen Produktion kam hier natürlich besonders zum Tragen; wer wollte, konnte die Erinnerungsstücke dann nochmal aus nächster Nähe betrachten, etwa den russischen Gürtel, den Holzlöffel oder die Bilder-Paare. Vor allem aber beförderte die Umgebung den anschließenden Austausch untereinander, sodass das Stück im Grunde noch weiterging, als sich die Koffer längst geschlossen hatten.
Dass ungewöhnliche Räumlichkeiten eine Aufführung beflügeln können, war hier schon wiederholt zu lesen. Vor dem Hintergrund, dass gerade wieder zwei kleine Theater in München schließen müssen (die 'Spieldose' und das Otto-Bille-Theater in der Au ), fühlt man sich plötzlich an die Zimmeraufführungen in Prag nach 1968 erinnert. Damals war es die politische Repression, die die Bühnen zum Rückzug in private Räume zwang. Damit ist die heutige Situation kaum vergleichbar, es sei denn, man will den Drang zur Profitmaximierung, der ja meist hinter solchen Theater-Kündigungen steht, als Repressionsform begreifen.
*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blog-Archiv

Über uns...